Dank des feuchten Klimas und Wasserreichtums wachsen die Weiden so gut wie überall auf der Insel. In den ersten Monaten des Jahres werden die Weidenruten geschnitten, anschließend geschält und gebündelt. Und dann kann die eigentliche Arbeit beginnen: das Flechten. Schon seit Beginn der Besiedelung der Insel werden Produkte für die Landwirtschaft und den Haushaltsbedarf hergestellt. Geflochtene grobe Körbe waren unentbehrlich für die Arbeit an den steilen Terrassenhängen. Es wurden Körbe verschiedenster Arten und Größe eingesetzt, um die Ernte ebenso wie Baumaterialien den Hang hinauf und hinunter befördern zu können. Noch heutzutage dienen die typischen madeirischen Körbe der Feldarbeit und werden eingesetzt, um die Waren auf den Markt in die Hauptstadt Funchal zu transportieren. 1850 begann die maschinelle Verarbeitung der Weiden in Camacha, dem Zentrum der Korbflechterei. Drei Jahrzehnte später wurde die Flechterei für die Bevölkerung Madeiras zu einem bedeutenden Erwerbszweig. Dafür sorgten die Engländer, die aus Italien Korbwaren auf die Insel brachten und diese in Camacha kopieren ließen.
Viele Frauen, wie auch Männer, produzieren ihre Güter jedoch nach wie vor in Heimarbeit. Dabei werden kleine hübsche Dekorationsstücke, nützliche Gebrauchsgegenstände und Produkte des alltäglichen Gebrauchs sowie Möbel hergestellt. Flinke Finger kreieren schöne Blumenkörbe, Tischdekorationen, Koffer, Truhen, Hundekörbe, Sessel, Tische, Spiegelumrandungen, Wiegen und Betten. Ingesamt sind es etwa 1000 verschiedene Artikel, die auf Madeira aus Korbweide hergestellt werden. Vieles wird exportiert, vornehmlich in weit entfernte Zielgebiete wie die USA, Kanada und Südafrika, aber auch innerhalb Europas. Wie in vielen Bereichen stellen auch hier die asiatischen Billigproduzenten eine harte Konkurrenz dar, weshalb dieser Bereich wirtschaftlich gefördert wird.
In dem pittoresken Dorf Camacha befinden sich viele große Korbflechtereien, in einer offenen Werkstatt kann man den Flechtern bei der Arbeit zuschauen. Kreative und künstlerisch verzierte Qualitätsprodukte entstehen hier unter dem Einsatz von Händen und Füßen, teils werden auch die Zähne zur Hilfe genommen. Auch die Weidenkorbschlitten, die für die berühmte Abfahrt von Monte nach Funchal eingesetzt werden, werden hier hergestellt. Die Arbeiten werden in den umliegenden Läden des Großen Platzes von Camacha sowie im Café Relogio zum Kauf angeboten, wobei die Händler ausgewählten Waren auch fachgerecht verpacken und zuverlässig an die Heimatadresse des Käufers schicken können.